Da Pacem Domine
3. Juli 2022 um 16:00
Werke von Johannes Brahms, Heinrich Schütz, Francis Poulenc, Benjamin Britten, Georg Schumann, Arvo Pärt u.a.
Unser Programm Da Pacem Domine steht im Zeichen einer Suche nach Frieden und Schutz.
Dafür wird im ersten Teil des Programms Gott um Beistand und Hilfe angerufen: „Denn es ist niemand sonst, der für uns kämpfe, außer Dir, unser Gott“ heißt es im titelgebenden, ersten Stück Da pacem, domine von Arvo Pärt. Umgekehrt ist es in Rheinbergers Komposition Es spricht der Tor in seinem Herzen der Gott, der ratlos und vergeblich nach denen sucht, die nach ihm fragen – scheinbar alle sind von ihm abgewichen. In den anschließenden drei Stücken aus Un soir de neige von Francis Poulenc werden die furchtbarsten Seiten des Krieges hör- und spürbar: Körperlicher Schmerz, Angst, Gefahr, Verrat, die eisige Kälte des Winters, das Verfolgtwerden. Die fatalen Folgen des Krieges begreiflich macht Rudolf Mauersberger in der darauffolgenden Komposition: Wie liegt die Stadt so wüst ist eine hoffnungslose Bestandsaufnahme an der Grenze zur Sprachlosigkeit.
Welche Zuflucht kann der Mensch finden und was gibt ihm Hoffnung? In Johannes Brahms Waldesnacht scheinen Wald und Natur zunächst ein angenehmer und lauschiger Rückzugsort für den in der Natur wandernden Genießer zu sein. Deutlich wird dennoch, wie innerlich getrieben das lyrische Ich im Text tatsächlich ist. Die Natur bietet hier mit ihrem „süßen Rauschen“ – gemäß dem sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzenden Pantheismus – im Sinne des Göttlichen Schutz und wohltuende Sicherheit von einem „lauten Weltgewühle“.
In diesen zwei Werken von Brahms scheint das lyrische Ich die Herausforderungen und Gefühle ganz mit sich allein auszuhandeln – das Gegenüber, das in Herzlein mild schwärmerisch besungen wird, ist zumindest nicht mehr da. Im schwedischen Vem kan segla förutan vind? vermittelt sich dagegen, wie wichtig Freunde und verlässliche Weggefährten sind und wie schmerzhaft es ist, wenn diese Verbindungen durch äußere Umstände zerrissen werden. Dieser zweite Teil unseres Programms wird erneut beschlossen von einem Hilferuf. Heinrich Schütz vertont in den Stücken Herr auf dich traue ich und Verleih uns Frieden auf sehr anschauliche Weise, wie eine göttliche Instanz um Beistand angerufen wird: Die Stimmung changiert zwischen überzeugter Zuversicht und flehendem Bitten.
Im dritten und letzten Teil des Konzerts erklingt in Cantate Domino von Claudio Monteverdi und Das ist ein köstliches Ding von Georg Schumann das Lobpreisen des Göttlichen. Das allerletzte Stück unseres Programms Advance Democracy von Benjamin Britten ist ein entschiedenes Plädoyer für die Kraft der Demokratie und ein Aufruf, sich für diese einzusetzen. Die Worte, mit denen wir unser Konzert schließen, sind erschreckend aktuell und können nicht ausdrücklich genug gesagt werden:
“Time to arise Democracy, time to rise up and cry,
That what our fathers fought for we’ll not allow to die.”