Komm, Trost der Welt (1)
22. Oktober 2022 um 20:00
A Cappella Werke von Johann Sebastian Bach, Peter Cornelius, Francis Poulenc, Claudio Monteverdi, David Wikander u.a.
Orgelzwischenspiel: Fantasie f-Moll KV 608 von W.A.Mozart (Prof. Heinrich Walther)
Unter dem Titel von Joseph Eichendorffs gleichlautendem Gedicht „Komm, Trost der Welt“ möchten wir in diesen krisenhaften Zeiten mit unserem Herbstkonzert die Zuflucht ins Zentrum stellen.
Zunächst werden im ersten Teil des Konzerts Verderben, Unheil und Verlust hör- und erfahrbar. In den drei Stücken aus Un soir de neige vertont Francis Poulenc die furchtbarsten Seiten des Krieges: Körperlicher Schmerz, Angst, Gefahr, Verrat, die eisige Kälte des Winters und das Verfolgtwerden.
Trauer und Sehnsucht sind es, die auf die Willkür des Todes folgen und die Verstorbenen in Erinnerung behält. „Seele, vergiss nicht die Toten“ ist der deutliche Aufruf im Gedicht Requiem von Friedrich Hebbel. Die Vertonung von Peter Cornelius, Zeitgenosse von Richard Wagner und Franz Liszt, drängt auf die Notwendigkeit dieses Erinnerens – sonst jagt der „Sturm der Nacht“ die Toten mit „Ungestüm durch die unendliche Wüste hin, wo nicht Leben mehr ist.“
Der schwedische Dichter Gustav Fröding verlagert das Trauern in eine mystische Kulisse der Natur: Der Kung Liljekonvalje – König der Maiglöckchen – weint, sein Haupt neigend, um die Prinzessin Liljekonvaljernö, die Maiglöckchenjungfer. Die Vertonung von David Wikander verwebt die Traurigkeit mit Lauten, Eindrücken und Farben des Waldes: „Der ganze Wald ist voller Duft“. „Flüsternde Blätter“ und „kleine traurige Lieder… von der Birke schaukelnder Krone“ künden hier vom Schmerz um den Verlust.
In Come again, sweet love doth now invite von John Dowland lässt das lyrische Ich alle Freuden und Eindrücke einer gemeinsamen Zeit Revue passieren, im vergeblichen Wunsch, dass diese Zeit noch einmal lebendig wäre: „To see, to hear, to touch, to kiss, to die with thee again“. Ebenso geht es auch bei All meine Herzgedanken von Johannes Brahms um die Verzweiflung am Verlust eines anderen Menschen: „Seit du von mir geschieden, hab ich gelacht zu keiner Frist“.
Zwischen den beiden A-Cappella-Konzertteilen wird das Konzert am Samstag von Prof. Heinrich Walther mit der Fantasie in f-moll KV 608 von W.A. Mozart an der Orgel bereichert und am Sonntag freuen wir uns auf Gabriele Marinoni mit Werken an der Orgel.
Das titelgebende Stück Komm, Trost der Welt stellt die Achse des Programms dar und leitet uns in den zweiten Teil des Konzerts, den allmählich Trost, Hoffnung und Zuversicht prägen.
Christian Lahusen setzt die trostvollen Worte aus Joseph Eichendorffs Gedicht in warme und ruhevolle Klänge: „Lass ausruhn mich von Lust und Not, bis dass das ewge Morgenrot, den stillen Wald durchfunkelt.“
Die Armut wird im Werk Marriage to my Lady Poverty von Bob Chilcott durch einen inneren Wandlungsprozess umgedeutet. „Lady Poverty“ steht symbolisch für den armen Christen, für den irdischer Besitz unwichtig ist und dessen wahrer innerer Reichtum mit äußerer Armut einhergeht. Die Perspektive wirkt verträumt und schlicht:„We ask for nothing more than the flowers of the field: we ask to blossom.“ Ein Querverweis auf eine entsprechende Bibelstelle liegt nahe: „Seelig sind die Armen im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich“ heißt es bei Matthäus 5,3.
Beschwichtigend ist die Botschaft im Werk Ihr sollt nicht sorgen und sagen von Gottfried August Homilius: „Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr des alles bedürfet.“ Im Gefühl dieser Sicherheit und Geborgenheit wird Gott in Cantate Domino von Claudio Monteverdi „mit Harfen und Lobgesängen“ bewundert und gepriesen. Der Lobgesang setzt sich in der darauf folgenden Motette Lobet den Herrn alle Heiden von J.S. Bach fort. Unser Konzert beschließen wir mit Bogoroditse devo, der innigen Bitte um Beistand an die Gottesmutter Maria, vertont vom russischen Komponisten Sergej Rachmanninoff.
Wir freuen uns, wenn Sie unser Konzert besuchen. Wir hoffen, dass die Klänge und Worte Sie berühren und dass Sie daraus für die kommenden Zeiten Kraft und Zuversicht mitnehmen – und vor allem: Trost.