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Zeitlosigkeit und Vergänglichkeit

Werke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Benjamin Britten, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Wilhelm Stenhammar, Hogan Moses und Paul Hindemith.

In diesem Konzert spannen wir einen Bogen zwischen Zeitlosigkeit und Vergänglichkeit. Unser Herbstprogramm besteht aus abwechslungsreicher a cappella Literatur aus mehreren Musikepochen. Wir laden Sie und euch herzlich ein, mit uns dieses an Tempi und Temperamenten reiche Programm zu genießen! Auf Felix Mendelssohns prachtvolle und dankende Verehrung Gottes schließen sich Choräle aus der berühmten Motette Jesu meine Freude Johann Sebastian Bachs an, in der ein Lehrling mit geistlicher Kraft und dem Glauben an Jesus irdische Kräfte bekämpft. Bach erinnert an die Nibelungensage und lässt den Lehrling einen Drachen besiegen, um dann als gereifter Geselle vor Jesus treten zu können – ein Bild der Zeitlosigkeit: der Drache symbolisiert die irdischen Hürden, denen wir in unserem Leben begegnen und über die den Christen der Glaube hinweghilft. Zeitlosigkeit repräsentiert auch die Hymne für die Musikpatronin St. Cecilia, die dem sterblichen Komponisten einen unsterblichen Schein verleiht.
In den Folgewerken findet der Übergang zur Vergänglichkeit statt und leitet damit spätestens bei Erlkönig zum weltlichen Konzertteil über. Das Stück Advance Democracy, das Benjamin Britten 1939 komponierte, ist inhaltlich auch heute politisch hoch aktuell: Antidemokratische, rassistische Bewegungen sowie diktatorische Machthaber treten seit einigen Jahren immer massiver in Erscheinung. Brittens ermutigender Aufruf „Time to arise, democracy!“ („Zeit aufzustehen, Demokratie!“) feuert uns an, entschieden für die vergängliche Demokratie einzutreten.
In „The Battle of Jericho“ fordert die biblische Figur Joshua die Kinder auf, laut zu werden: „Joshua commanded the children to shout…“ und genau das machen auch seit einigen Monaten jüngere Generationen wöchentlich auf den Straßen der Welt, um lautstark für einen gesünderen Planeten zu demonstrieren: Sie verschaffen ihrem Anliegen Gehör. Im Stück bringen die Kinder gewaltlos mit ihrem Lärm Mauern zum Einstürzen und in unserem Alltag tragen sie dazu bei, dass viele von uns althergebrachte Lebensweisen auf den Prüfstand stellen.
Vergänglichkeit ist bei Mensch und Natur zu spüren: die Verlorene Jugend (Brahms), der man nachtrauert, der personifizierte Tod in En hiver (Hindemith) und der Erlkönig (Mäntyjärvi), der wehrlose Menschen im Winter mit sich reißt, das Bild des fallenden Laubs Im Herbst (Brahms) oder des säuselnden Abendwinds im September (Stenhammar).
In seiner kompositorischen Art zeigt Paul Hindemiths vorübereilendes Puisque tout passe eindrücklich Vergänglichkeit und lädt ein: lasst uns mit Musik und Kunst schneller sein als der Tod!

Weil alles verrinnt, laßt singen
die Melodie uns, die vorüberquillt;
jene eine, die uns stillt,
sie mag uns gelingen.

Singen wir dem, was von uns geht,
mit Liebe und Kunstverstand;
hat es auch sich schon umgedreht,
wir halten ihm noch die Hand.

Dieses Programm, was am Volkstrauertag gesungen wird, rückt des Weiteren zwei arrangierte Werke zu Melodien von Ludwig van Beethoven zu Ehren seines anstehenden 250. Jubiläumsjahres 2020 in den Vordergrund. Der darauffolgende Freitag, 22. November ist Tag der Märtyrerin St. Cecilia, zu deren Ehre der am selben Tag geborene Brite Benjamin Britten eine Textvorlage seines Dichterfreundes W.H. Auden im Jahre 1942 zur Hymn to St. Cecilia vertonte.